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Der nicht binäre irische Sänger Bambie Thug steht lässig, mit abgeklebten Brustwaren, langen schwarzen Haaren und Schnäuzer für ein Foto modell.

Global Pop News 24.04.2024

ESC-Boykott-Aufruf an Bambie Thug

Stand: 24.04.2024, 09:57 Uhr

400 irische Künstler fordern ihn in einem offenen Brief zum Boykott auf | Sorge um Live-Musikbranche in Frankreich | MC Duke verstorben | Todesurteil gegen Rapper Toomaj | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Bamdad Esmaili

Am 7. Mai startet der Eurovision Song Contest im schwedischen Malmö mit dem ersten Halbfinale. Es ist absehbar, dass es sehr politisch wird. Vor allem angesichts der Lage im Nahen Osten. Jetzt kommt der nächste ESC-Boykottaufruf: 400 irische Künstler fordern in einem offenen Brief, dass Bambie Thug nicht teilnehmen darf. Der nicht-binäre Künstler Bambie Thug will beim ESC mit dem Song "Doomsday Blue" für Irland antreten. Bambie Thug hatte sich in einer irischen TV-Show gegen andere Künstler durchgesetzt. Nun fordern aber einige irische Künstler, dass Bambie Thug nicht am ESC teilnehmen soll, weil Israel teilnehmen wird. Die Teilnahme Israels am ESC ist bereits mehrfach kontrovers diskutiert worden.

Der Text der israelischen Teilnehmerin Eden Golan war dem Veranstalter EBU, der European Broadcasting Union, zunächst zu politisch. Dann wurde der Text angepasst. Und weil Israel nun doch am ESC teilnehmen darf, gibt es seit Monaten Boykottaufrufe, zum Beispiel aus mehreren skandinavischen Ländern. Und jetzt auch Irland mit diesem offenen Brief an Bambie Thug. Darin fordern die 400 Künstler, die sich daran beteiligen, dass Bambie Thug "auf der richtigen Seite der Geschichte" stehen soll. In dem Brief sprechen sie davon, dass Israel die Menschen im Gazastreifen zwangsweise verhungern lässt, weil ihnen der Zugang zu humanitärer Hilfe verwehrt wird. Bambie Thug hat sich jedoch entschieden und will am ESC teilnehmen. In der irischen Fernsehsendung "The Late Late Show" hat sich Bambie Thug zu Wort gemeldet. Der non-binary Künstler sagt, dass er ohne seine Teilnahme wahrscheinlich auch für einen Boykott wäre. Bambie Thugs Argumentation: Wenn "pro-palästinensische" Künstler nicht teilnehmen würden, wäre es für die "andere Seite" - damit meint Bambie Thug wohl Israel - leichter zu gewinnen.

Sorge um Live-Musikbranche in Frankreich

Zaho de Sagazan

Zaho de Sagazan

Dieses Jahr ist nicht nur ein Superwahljahr, sondern auch ein Super-Sportjahr. Die Fußball EM in Deutschland im Juni und dann Olympia im Sommer in Paris. Aber in Frankreich gibt es nicht nur Vorfreude, die französische Live-Musikbranche befürchtet Millionen-Verluste durch Olympia. Eigentlich startet heute inoffiziell die Festival-Saison in Frankreich, mit dem Printemps de Bourges. Auf Deutsch: Frühling von Bourge, Bourge ist eine kleine Stadt im Zentrum von Frankreich mit rund 60.000 Einwohnern.

Auf der Bühne steht heute Zaho de Sagazan. Die 24jährige Sängerin hat letztes Jahr ihr erstes Album herausgebracht und ist heute schon eine der größten französischen Popstars. Also beginnt die Saison mit einem Topstar, aber die Artists und Veranstalter machen sich Sorgen. Denn schon vor zwei Jahren hatte Frankreichs Innenminister wegen Olympia für Schlagzeilen gesorgt. Weil er gesagt hatte, dass manche Kulturveranstaltungen "abgesagt" oder "verschoben" werden müssten, um die Sicherheit gewährleisten zu können. Olympia beginnt ab dem 26. Juli in Paris. Bis jetzt ist aber erst ein größeres Festival abgesagt worden. Das Lollapalooza Paris musste ausfallen, aus "logistischen Gründen". Ganz generell stehen Live-Events, also auch Festivals und Konzerte, während Olympia vor Herausforderungen. In der Branche gibt es sowieso Personalmangel, was zum Beispiel Technikerinnen und Techniker angeht. Die Sorge vor kurzfristigen Absagen ist präsent. "Echoscenes", der französische Branchenverband von Live-Eventlocations, also für Clubs, Konzert-Venues, Theater, befürchtet einen Verlust von rund 150 Millionen Euro, heißt es in der französischen Tageszeitung Le Figaro.

MC Duke verstorben

Er hat den britischen Rap-Stil der 80er Jahre entscheidend mitgeprägt: MC Duke. Jetzt ist der britische Rap-Pionier gestorben. Er wurde 58 Jahre alt. MC Duke hatte damals mit anderen Kollegen wie Hijack, Silver Bullet oder Demon Boyz die britische HipHop-Szene maßgeblich mitentwickelt. Daraus entwickelte sich später das Rap-Subgenre Britcore, das für British Hardcore HipHop steht. Interessant ist, wie die Karriere von MC Duke begann. Er war auf einer Aftershow Party einer DMC-Weltmeisterschaft, also der Weltmeisterschaft der Scratch-Künstler. MC Duke war aber nur als Gast da - auf der Aftershow Party kam der Gewinner des Rap Battles auf die Bühne und sagte, dass er jeden anderen Rapper im Freestyle schlagen würde - aber er hat die Rechnung ohne MC Duke gemacht. Der kam auf die Bühne und machte den Herausforderer platt. Im Publikum saß jemand von der Plattenfirma Music of Life, der daraufhin ein Treffen zwischen MC Duke und seinem Chef Simon Harris arrangierte. An diesem Tag sollte MC Duke ein Demoband mitbringen. Aber er rappte einfach live in seinem Büro und bekam sofort einen Plattenvertrag.

Das war 1987. Später wechselte MC Duke zum Label Shup Up And Dance. Dieses Label war eines der ersten, das Rap, Breakbeat, Hardcore und Jungle zusammengebracht hat. Später hat er auch sein eigenes Label Hard Disk gegründet und dort Jungle- und Hardcore-Platten herausgebracht. So hat MC Duke neben dem Rap ein neues Feld erobert: die britische Rave-Szene. MC Duke ist an einer Krankheit gestorben, mehr ist nicht bekannt. Aber es gibt Reaktionen im Netz: Rap-Pionier Chuck D von Public Enemy schreibt auf X.

Chuck D"Eine weitere Rap-Legende, Rest in Beats MC Duke". Chuck D

Simon Harris, sein Entdecker, schreibt: "Es ist sehr traurig, dass wir unseren MC Duke verloren haben". Hardcore-Produzent Slipmatt kondoliert. Der britische DJ und Produzent Goldie schreibt auf Instagram "Fuck... das tut weh".

Todesurteil gegen iranischen Rapper Toomaj

Gegen den regimekritischen Rapper Toomaj (Salehi) hat es nach einem umstrittenen Prozess offenbar erneut ein Todesurteil gegeben. Sein Anwalt hatte das am Mittwoch auf der Plattform X mitgeteilt und auf einen entsprechenden Bericht in der iranischen Zeitung "Shargh" verwiesen. Demnach soll Toomaj zum Tode verurteilt worden sein wegen Verbreitung der "Korruption auf Erden", schreibt der Exil-Sender Iran International.

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Toomaj ist ein iranischer Musikstar, seit Jahren der wohl bekannteste regimekritische Rapper in Iran und wurde auch eine wichtige Stimme der "Frau, Leben, Freitheit"-Protestbewegung nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022. Für Statements von ihm ist er daraufhin im Oktober im selben Jahr verhaftet worden. Ihm drohte daraufhin bereits die Todesstrafe, ebenfalls wegen "Korruption auf Erden". Toomaj bekam im Sommer 2023 eine rund sechsjährige Haftstrafe. Nach mehr als einem Jahr, davon die meiste Zeit in Isolationshaft, kam er Ende letztes Jahr auf Kaution frei, weil das Oberste Gericht "Fehler im ursprünglichen Urteil" gefunden habe. In einem Video machte er im Anschluss auf die katastrophalen Haftbedingungen aufmerksam. Schon während seiner Haft gab es Foltervorwürfe und Berichte über Toomajs schlechten Gesundheitszustand. Nach Veröffentlichung des Videos wurde er erneut verhaftet und ist seitdem in Haft. Es gab ein neues Urteil wegen vermeintlicher "Propaganda gegen den Staat": ein Jahr Haft, zwei Jahre Reisepassentzug und Teilnahme an einem Umerziehungskurs. Nun folgte daraufhin das neue Urteil der Todesstrafe.

Der iranische Musiker Mehdi Yarrahi schreibt bei X von der mangelnden Grundlage zu diesem Urteil und fordert die bedingungslose Freilassung von Toomaj.

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Ye-One Rhie ist SPD-Bundestagsabgeordnete und Toomaj Salehis politische Patin. Sie sei wütend, sagt sie gegenüber COSMO. Obwohl sie seinen Fall auch als politische Patin seit über anderthalb Jahren verfolge, sei sie geschockt von der Skrupellosigkeit des islamischen Regimes. Unter anderem kritisiert sie, dass Toomaj offenbar für gleiche Anklagepunkte unterschiedlich verurteilt werden könne – einmal mit rund sechs Jahren Haft, nun aber mit der Todesstrafe. Sie prangert die Willkür und fehlende Rechtsstaatlichkeit an.

"Man sieht einfach, wie sehr sich das islamische Regime selbst widerspricht, sich in ihrem Eifer die Menschen vom Hals zu schaffen, die ihnen am meisten Ärger machen, ihnen zu offen und zu direkt und ehrlich sind und zu viel Einfluss haben aus dem Gefängnis heraus." Ye-One Rhie MdB (SPD)

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Die Forderung von vielen ist nun eine Abwendung des Urteils und Toomajs sofortige Freilassung. #FreeToomaj ging bereits in der Vergangenheit um die Welt. Der öffentliche Druck Richtung Iran dürfte nach Bekanntwerden dieses Urteils erneut steigen. Toomajs Anwalt hat bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen dieses Urteil einzulegen.