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Album Review: Khruangbin - "A La Sala"

Wohnzimmer Productions

"A La Sala" - Khruangbins Album aus dem Wohnzimmer

Stand: 11.04.2024, 10:02 Uhr

Khruangbin haben den Sound der Welt in sich vereint: Psychedelic aus Thailand, Dub aus der Karibik, Surf Rock aus Kalifornien. Auf "A La Sala" geht es allerdings zu den Anfängen der Band - und ins alte Wohnzimmer von Bassistin Laura Lee.

Von Marc Mühlenbrock

Khruangbin ist das thailändische Wort für Flugzeug - der Name passt gut zum internationalen Ansatz der Band und gibt schon einen ersten Hinweis für ihre musikalische Inspiration: thailändische psychedelische Musik der 70er-Jahre. Diese hat vor allem Gitarrist Mark Speer geprägt, wie man aus seinen schwebenden Gitarrenläufen heraushört. Die weiteren klassischen Elemente des Khruangbin-Klanggemischs sind Drums aus funky-jazzigem HipHop und dieser laid back Sound zwischen karibischem Dub, texanischem Wüstenblues und kalifornischem Surf Rock, der auch gut zur Untermalung eines Quentin-Tarantino-Films passen würde. Auf den vergangenen Veröffentlichungen haben Khruangbin ihre Klangwelt sogar noch erweitert, mit dem Gesang ihres texanischen Kollegen Leon Bridges oder der Tuareg-Gitarre von View Farka Touré aus Mali. Irgendwann wurde es ihnen zu viel, das texanische Trio entschied sich, zurückzukehren zu den Anfängen. "A La Sala" ist als Album also vor allem eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit.

Field Recordings und Flüstern

Trotzdem neu und ungewöhnlich für Khruangbin sind diesmal Field Recordings, also Aufnahmen aus der Natur und der Stadt, und teilweise geflüsterter und gehechelter Gesang auf "Ada Jean" und "Pon Pón". Der Gesang ist ja eher eine Ausnahme bei den weitestgehend instrumentalen Alben von Khruangbin. Das ist meistens eine künstlerische Entscheidung, diesmal aber auch eine pragmatische. Laura Lee, die neben ihrem sehr warmen und freigeistigen Bassspiel auch den Gesang liefert, war zur Albumproduktion im achten Monat schwanger.

Auf Lauras Kommando

Das hatte einige Anpassungen zur Folge, Laura musste die Vocals zum Beispiel im Sitzen einsingen, weil sie sonst nicht genug Atem hatte. Eingespielt wurde das Album diesmal zum ersten Mal nicht im Khruangbin-Headquarter "The Barn", einer Scheune in einer abgelegen texanischen Kleinstadt, sondern - auch wegen Lauras Schwangerschaft und den medizinischen Notwendigkeiten - in Downtown Houston. Laura hat sich gefühlt, als hätte sie das Kommando, als hätte sie alle zusammengetrommelt, um mit ihr zu spielen, so wie sie es als kleines Kind immer getan hat. Damals hat sie "Kommt ins Wohnzimmer" gerufen, auf spanisch eben "A La Sala" - und wie ein gechillter Nachmittag im Wohnzimmer klingt das Album nun auch.